Zur Verabschiedung von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler

Bild: Jan Potente

Bild: Jan Potente

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihr habt mich gebeten, im Namen des Gemeinderates unseren scheidenden Oberbürgermeister mit ein paar Worten zu verabschieden. Das ist keine einfache Aufgabe. 12 Jahre lang habe ich nicht aufpassen müssen, dass er etwas falsch macht und so habe ich nochmals seine Rede gelesen, mit der er sich am 12. Januar 2009 in der proppenvollen Stadthalle den Bürgerinnen und Bürgern von Metzingen vorgestellt und um deren Stimmen für die Wahl zum OB der Stadt Metzingen geworben hat. Das Schlimme daran ist, er hat praktisch alle Versprechen gehalten. Ich muss also seine vollbrachten Taten priorisieren, um meine Rede noch heute beenden zu können.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Herr Dr. Fiedler,
Sie werden heute ja nicht in den Ruhestand verabschiedet, sondern Sie beginnen nun eine Laufbahn als Landrat des Kreises Reutlingen, haben also noch oft die Chance, gelobt zu werden. In diesem Sinne bewerten Sie bitte meine Rede als eine erste Perle in einer Kette von Lobreden.

Sie sagten damals im Jahr 2009 zu den Bürgerinnen und Bürgern:

  • „Sie wünschen sich einen Oberbürgermeister zum Anfassen, ja zum Anpacken. Es soll einer sein, der auf die Menschen zugeht und mit ihnen gemeinsam für eine gesunde, eine zukunftsfähige und liebenswerte Stadt Metzingen sorgt.“
  • „Ich stehe für eine menschliche und bürgernahe Politik. Denn die Politik soll ja gerade den Menschen hier dienen.“
  • „Ich handle bürgernah! Als Oberbürgermeister von Metzingen werde ich auf die Menschen zugehen und ihre Ideen und Sorgen ernst nehmen. Ich möchte sie umfassend, nachhaltig und so frühzeitig als möglich an den wichtigen Entscheidungen beteiligen.“

Sie haben Wort gehalten!

Sie versprachen:

  • „Die Konsolidierung des städtischen Haushaltes. … Meine Generation und unsere Kinder dürfen nicht von immer neuen Schulden erdrückt werden. Trotzdem müssen wir die Mittel für zwingend nachhaltige Investitionen – etwa in Bildung und Klimaschutz – bereitstellen.“
  • „Wirtschaftsförderung ist Chefsache !… Die beste kommunale Wirtschaftspolitik und -förderung ist es für mich, den Unternehmern, Gründern, Investoren und vor allem auch deren Mitarbeitern eine attraktive, eine innovative, und damit eine zukunftsfähige Stadt zu schaffen und zu erhalten!“
  • „Mein Ziel ist die Beibehaltung der günstigen Steuersätze.“

Sie haben Wort gehalten!

Sie versprachen

  • die Schaffung einer Marketinggesellschaft unter Beteiligung der Stadt,
  • die Förderung junger Menschen und junger Familien,
  • die intensive Förderung von Schul- und Bildungseinrichtungen, eine finanzierte Schulsozialarbeit sowie Ganztagesangebote,
  • Integrationsinitiativen für Migranten,
  • Angebote für Familien und Senioren,
  • intensiven Ausbau von Klima- und Naturschutz.

Alles das nahmen Sie in Ihr Tagesgeschäft auf. Natürlich bleibt all das auch weiterhin eine aktuelle Aufgabe in unserer Kommunalpolitik. Aber Sie haben uns auf diesem Weg ein gutes Stück vorangebracht.

Vor allem Gewerbe- und Industrieförderung durch Neuansiedlung interessanter, innovativer Unternehmen, ausgewogene Weiterentwicklung der Outletcity in partnerschaftlichem Zusammenwirken von Stadt und HOLY AG, Erwerb des Stromnetzes, ausgeprägte Bürgerbeteiligung prägten den Erfolg Ihrer Amtszeit und damit das Gedeihen unserer Stadt. –

Unser Resümee:

  1. Wir hätten Sie gerne behalten!
  2. Wir haben uns an Ihre Menschlichkeit gewöhnt!
  3. An Ihrer Amtsführung fanden wir Gefallen!
  4. Also kurz gesagt: Sie hätten bleiben dürfen!

Vor 1400 Zuhörern sagten Sie im Jahre 2009:

„Ich möchte Oberbürgermeister in Metzingen werden und freue mich, für dieses einzigartige Amt kandidieren zu können.“
Gerne hätten wir Sie als Obürgermeister in diesem einzigartigen Amt in Metzingen behalten.
Doch auch in Ihrem nun andersartigen Amt als Landrat des Kreises Reutlingen wünschen wir Ihnen Glück, Erfolg und Zufriedenheit.

Unsere guten Erinnerungen an Sie wollen wir nun zusammenfassen in einem kurzen Zwiegespräch zwischen einem Opa und seinem Enkelsohn, irgendwann und irgendwo in Metzingen:

Enkelsohn und Opa Ein Zwiegespräch Irgendwo in Metzingen

Jona: Opa, was ist mehr: Stadtrat oder Landrat?

Opa: Na, was denkst Du, natürlich ist Stadtrat was ganz anderes als bloooß Landrat.

Jona: Warum hat Herr Fiedler dann Landrat werden wollen?

Opa: Naja, Stadtrat konnte er halt nicht werden.

J. Aber Du hast doch gesagt, der Mann ist ein fähiger Oberbürgermeister.

O. Ja, das stimmt schon, bei uns in der Stadt war er ununterbrochen gefordert. Das Landleben ist eben viel ruhiger. Und Ruhe hat er nach 12 Jahren einfach auch mal verdient.

J. Du hast einmal gesagt, er hat Metzingen ganz toll vorangebracht. Da muss er sich doch eigentlich ganz wohlgefühlt haben in Metzingen.

O. Ja schon, schließlich haben wir’s ihm ja auch immer ganz leicht gemacht. Eigentlich kann kaum einer verstehen, warum er gehen will.

J. Wahrscheinlich sind ihm die Ideen ausgegangen.

O. Das glaube ich eigentlich nicht. Es hat wohl eher mit seiner bayerischen Vergangenheit zu tun. Du siehst ja, der Söder weiß auch nicht so recht, wo er hingehört.
Ob nach München oder nach Berlin!

J. Ja Opa, meinst Du, Herr Fiedler schielt schon nach Stuttgart und Reutlingen ist nur Durchzugsgebiet? Der Herzog Ulrich – Herr Fiedler heißt doch Ulrich – also der Herzog Ulrich hat seine Macht in Stuttgart auch dadurch stärken wollen, dass er Reutlingen überfallen
hat.
O. Ausschließen kann man das wohl nicht. Andererseits nennt sich Herr Fiedler lieber Uli statt Ulrich. Und Uli klingt doch viel harmloser.

J. Politik ist halt ein Kampfsport, hat mein Lehrer gesagt. Das Sportliche daran sei, die anderen das nicht merken zu lassen.

O. Du hast aber einen schlauen Lehrer!

J. Ja, der sitzt auch im Stadtrat und genießt wie Du sein Sitzungsgeld.

O. Du denkst wohl, Stadtrat sein sei ein Vergnügen? Oh! Täusch Dich nicht. Du kennst nicht unsere Verwaltung. Der OB ist da noch der harmloseste von allen, der braucht immerhin oftmals eine Mehrheit im Gemeinderat. Viele bombardieren uns mit Vorlagen, die selbst die Evangelien noch in den Schatten stellen und manche, deren Vorlagen eher schon an die Apokalypse der Geheimen Offenbarung erinnern. Doch es gibt auch andere, die uns über ihre eigentlichen Vorstellungen gerne mal an die Orakelsprüche der Pythia von Delphi denken lassen.

J. Danke, jetzt weiß ich, warum der OB die Ruhe sucht und aufs Landratsamt ausweicht. Eigentlich sehr schade! Ein Verlust für Metzingen! pro 25.03.2021

Seine neuen Freunde zeigen Gesicht!

 

Lieber Herr Dr. Fiedler,
als Abschiedsgeschenk des gesamten Gemeinderats haben wir Ihnen vier Pflanzen für Ihre Terrasse ausgesucht. Vier Pflanzen, die ihre Schönheit jeweils in einer der vier Jahreszeiten erstrahlen lassen. So werden Sie zu allen Tagen im Jahr erinnert an Ihren quicklebendigen, besten Gemeinderat, den Sie je hatten.