„Mach mal eine Machbarkeitsstudie!“ Leserbrief von Peter Rogosch
Immer intensiver prallen Meinungen, Interessen und Vorwürfe, Wahrheiten, Halb- und Unwahrheiten aufeinander. Was ist los in Metzingen? Endlich bemühen sich so viele Metzinger wie selten um die Lösung einer kommunalen Aufgabe – eigentlich doch erfreulich! Denn am Ende soll Metzingen ein neues Badeangebot mit zeitgemäßer Qualität erhalten. Viele Städte beneiden uns darum.
Monatelang wurden dazu Fachgutachten erarbeitet und geprüft, Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern geführt.
Jeder, der wollte, konnte sich beteiligen, seine Meinung, seine Vorschläge einbringen. Am Ende hat der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung eine Entscheidung getroffen und diese fand fraktionsübergreifend Konsens. Nie zuvor fühlte sich der Gemeinderat so gut informiert und derart solide auf eine Entscheidung vorbereitet. Den Räten ging es dabei um eine zukunftsfähige Lösung. Sie sollte und soll über Generationen Bestand haben und sich nicht nur an den Interessen, Gewohnheiten und nostalgischen Gefühlen orientieren, die aktuell die Befindlichkeiten massiv beeinflussen. Deshalb versuchte die Stadtverwaltung für dieses zukunftsträchtige Thema auch möglichst viele Jugendliche zu interessieren. Und sie tat es mit großem Erfolg. Klar, dass dabei die Meinungen und Wünsche derjenigen, die in der Zukunft die Bäder nutzen werden, Eingang in die Entscheidung des Gemeinderates fanden. Dass eine Entscheidung, wie immer sie ausfallen möge, niemals alle zufrieden stellen würde, damit musste der Gemeinderat rechnen. Mit einer solch erbitterten Auseinandersetzung jedoch hatte er nicht gerechnet.
Gleich nach der öffentlichen GR-Sitzung in der Stadthalle am 17. Mai fingen einige an zu schwadronieren:
„Dies sei eine Showsitzung gewesen. Das Ergebnis habe die Stadtverwaltung bereits zu Beginn des gesamten Meinungsbildungsprozesses angestrebt. Der Gemeinderat sei von der Verwaltung manipuliert worden.“
Jeder, der mit einem Funken Ehrlichkeit den ganzen Prozess verfolgte, konnte feststellen, dass sowohl die Verwaltung als auch der Gemeinderat anfänglich lediglich die Sanierung der alten Bäder in Erwägung gezogen hatte und den Schwenk zum Kombibad auf dem Bongertwasen erst dann vollzog, als sich herausstellte, dass eine Sanierung der Bäder keine zukunftsfähige Lösung ist, die das Ratsgremium bereit war zu verantworten. Manche der Gegner dieser Entscheidung nutzten nun jedes auch noch so abstruse Argument zur Stimmungsmache gegen Verwaltung und Gemeinderat. –
Was man da alles zu hören bekam, zum Beispiel:
»Oh je! – Das ist ja total abwegig! – Jugendliche haben doch noch keine fundierte Meinung! – Sie sind wohl gekauft oder zumindest gesteuert von der Verwaltung, die von Anfang an nur ein Kombibad wollte!« –– Wahrlich, eine seltsame Art, kommunalpolitisches Engagement von Jugendlichen zu würdigen!
Und aktuell nun das Ergebnis aus dem „Zauberkasten“: Eine Machbarkeitsstudie von Architekt Paul Ludwig Dolmetsch.
Und ja, ich glaube daran: Die Wasserfläche des alten Eduard-Kahl-Bades lässt sich von 412,5 qm auf 725 qm erweitern.
Die letzte kleine Grünfläche hinter dem Hallenbad und der kleinen Turnhalle gibt das her – ist aber lediglich nur eine Lösung auf dem Reißbrett.
Scheint also machbar zu sein. Eine Machbarkeitsstudie ist es jedoch in Wirklichkeit nicht.
Die technische Durchführbarkeit auch bezüglich der Sanierungsdauer wurde längst schon von Fachleuten geprüft und mit den Bedingungen und den aktuellen Bauvorschriften erörtert und als so nicht durchführbar, unrentabel und nicht zukunftsfähig bzw. als nicht nachhaltig abgewiesen. Selbst wenn dies anders wäre, ist eine solche Lösung lediglich nur ein Notpflaster. Die Wünsche zum Beispiel nach einer Saunaausstattung, nach mehr Bewegungs- und Ruheraum in einem künftigen Hallenbad bleiben wie so vieles unberücksichtigt. Zur Lösung der technischen Probleme gesteht selbst Herr Dolmetsch ein entscheidendes Manko ein: „Ich bin Architekt und kein Techniker.“ Jedoch erst beide Fachleute zusammen könnten die Anforderungen an eine ernst zu nehmende Machbarkeitsstudie erfüllen.
Als erstes haben wir die Standortfrage geklärt. Nun müssen die Ausstattung der Bäder und die Kosten im Fokus stehen. Einige Bürger wollen diesen Prozess erst nach einem Bürgerentscheid akzeptieren. Kostenbenennungen können erst nach einem Aufgabenbuch für ein gewünschtes Projekt erfolgen. Jede Angabe davor ist unseriös.
In der Hoffnung auf eine große Wahlbeteiligung grüße ich alle meine Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Der 18. November ist ein Datum, das die Geschichte von Metzingen prägen wird. Jeder, der an diesem Tag den Gang in ein Wahllokal nicht scheut, um sein Kreuz nach eigener Überzeugung zu machen, kann einst sagen, er habe daran mitgewirkt. –
Ich kreuze NEIN an, denn ich bin nicht für die Sanierung der alten Bäder. Mein NEIN bedeutet ein JA fürs Kombibad.
Peter Rogosch
FWV-GR-Fraktion, Vorsitzender