FWV: Landwirtschaft in Metzingen ist unverzichtbar
Sucht man in Metzingen nach landwirtschaftlichen Betrieben, so muss man schon wissen, wo man fündig werden kann. Natürlich betreiben auch die Wengerter und die vielen Streuobstwiesen-Besitzer Landwirtschaft. – Zahlreiche Gewerbebetriebe und Outlet-Paläste prägen das Stadtbild. Man findet weder eine Miste und kaum noch eine intakte und bewirtschaftete Stallanlage in der Innenstadt. Man muss schon in die Stadtteile Neuhausen und Glems ausweichen, um Stallgeruch schnuppern zu können. Oder man muss mal den Tannenhof im Gewann Mark, also weit außerhalb der Stadt an der alten Straße nach Reutlingen besuchen, um einen mustergültig geführten landwirtschaftlichen Betrieb zu erkunden.
Noch vor wenigen Jahren gab es im Gemeinderat eine hitzige Debatte darüber, ob auch die Mark zeitnah für Gewerbe und Industrie umgewidmet werden sollte. Doch das Vorhaben fand besonders Dank des vehementen Widerstands der Fraktion der Freien Wähler im Rat keine Mehrheit.
Der Tannenhof in Metzingen
Natürlich findet man auch im Tannenhof nicht jene Bauernhofromantik, die noch vor wenigen Jahrzehnten unsere Vorstellung von Landwirtschaft prägte und die man heute noch im umfangreichen Kinderbuchangebot für unsere Kleinkinder findet. Da ist es nur zu begrüßen, dass schon die Kindergärten immer wieder die wenigen noch bestehenden Bauernhöfe besuchen und so den Kindern ein reeller Eindruck von Landwirtschaft vermittelt wird. Für Metzinger Verhältnisse ist dieser Tannenhof durchaus als Großbetrieb zu bezeichnen. Er ist ein Familienbetrieb. Bei einem Erkundungsbesuch der Kandidatinnen und Kandidaten der Freien Wähler Metzingen für den Gemeinderat und den Kreistag waren diese recht erstaunt darüber, dass eine Familie solch einen Großbetrieb führen kann.
Computergestützter Maschinenpark
Der fast ausnahmslos computergestützte Maschinenpark macht dies möglich. Wo früher Dutzende Arbeitskräfte gebraucht wurden, wird solch ein Arbeitspensum heute von wenigen Maschinen übernommen. So mancher Verbraucher runzelt darüber die Stirn, da er noch von des Bauern Handarbeit träumt. So war der Besuch für die Freien Wähler auch hinsichtlich der aktuellen Diskussionen um den Einsatz von Antibiotika, gesunder Tierhaltung, Flächennutzung, biologischem Anbau und vielem mehr sehr lehrreich. Hörte man Heinrich Bazlen, der durch seinen Betrieb führte, aufmerksam zu, so staunte man über sein ausgeprägtes Fachwissen und seine Liebe zur Landwirtschaft. Man war beeindruckt von seiner Bereitschaft, heikle Dinge offen anzusprechen, so zum Beispiel: Nicht nachvollziehbare Entscheidungen, die häufig von der spürbaren Ahnungslosigkeit so mancher Vertreter der Landwirtschaftspolitik zeugen, die möglichst spektakulär Bestes wollen, jedoch mangels Fachkenntnissen das Gegenteil bewirken.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat kürzlich errechnet, dass für ein Rindersteak von 300 Gramm umgerechnet 6 bis 30 Liter Öl verbraucht werden, das heißt für die Erzeugung der darin enthaltenen Proteine. Nicht so im Betrieb des Landwirts Heinrich Bazlen, dem Tannenhof, der von den Gemeinderäten und Kandidaten der Freien Wähler besucht wurde.
Seine Rinder werden als Kälber gekauft und 20 Monate lang bis zur Schlachtreife mit Futter vom eigenen Grünland gehalten. Der landwirtschaftliche Betrieb ist sogar als „gentechnikfrei“ zertifiziert und kann die Rinder dementsprechend vermarkten.
Familienbetrieb der Familie Bazlen
Die Großeltern Heinrich Bazlens begannen 1960 mit etwa 15 Kühen auf 15 Hektar Fläche. Seine Eltern führten den Betrieb fort, mussten wegen verschiedener Straßenbauprojekte Flächenverluste hinnehmen, konnten diese aber kompensieren.
In der dritten Generation wird nun etwa das Zehnfache an Fläche bewirtschaftet, davon sind 90 % gepachtet. Mehr als ein Drittel ist Grasland; Ackerbau kann auf den Flächen nicht betrieben werden. So bietet sich Tierhaltung an: neben den Rindern – Milchviehhaltung wurde inzwischen aufgegeben – wurde im Jahre 2000 eine Pferdepension mit einer schönen Reithalle aufgebaut. Die Pferde bekommen den ersten Grasschnitt; für Rinder sind der zweite und der dritte Schnitt besser geeignet. Eine Fläche nicht zu bewirtschaften kostet viel Geld, selbst wenn darauf mehr Pflanzen blühen können, wie es der Landschaftserhaltungsverband, in dessen Vorstand Bazlen mitarbeitet, eigentlich gern sähe. Die bewirtschafteten Wiesen müssen aber auch gedüngt werden, damit der Kreislauf nicht unterbrochen werden muss. Den notwendigen Dünger liefern die Pferde; ein besseres Recycling ist kaum vorstellbar.
Anbau von Weizen, Hafer und Gerste
Auf den Ackerflächen baut Landwirt Bazlen vor allem Weizen (für den Verkauf) und Hafer und Gerste als Futter für die betreuten Pferde an. Die Besucher konnten sich davon überzeugen, dass das heute häufig zitierte Tierwohl sowohl bei den Anlagen als auch bei der Tierhaltung große Beachtung findet. Und im Gegensatz zu manchem Mittelständler haben die Töchter Interesse an Landwirtschaft und Tierhaltung und ergreifen entsprechende Berufe, so dass auch heute schon der Betrieb in vierter Generation gesichert erscheint.
Durch den Einsatz der noch tätigen Vollerwerbslandwirte und der Nebenerwerbslandwirte wird unsere Kulturlandschaft gepflegt und das kostenlos für die Gesamtgesellschaft, was die Freien Wähler dankbar registrierten.