FWV Metzingen zu Besuch bei „Handschuh-Seiz“
Nähert man sich von Metzingen-Neuhausen her dem Ortsteil Glems, fragt man sich, was sich wohl hinter den Buchstaben SEIZ an einer Gebäudewand verbirgt. Dem ging eine Gruppe der Freien Wähler Vereinigung Metzingen nach und hatte Gelegenheit zu einem Firmenbesuch bei „Handschuh-Seiz“. Inhaber Rainer Seiz erläuterte, dass seine Eltern 1961 in einem Bauernhaus einen kleinen Betrieb zur Herstellung von Schutzhandschuhen aus Leder gründeten. Diese wurden vor allem in Heimarbeit genäht.
In den 1980er-Jahren kam es durch zunehmende Importe auf diesem Gebiet zu zahlreichen Betriebsschließungen. Rainer Seiz, der die Firma nach der Übernahme von seinem Vater in die Glemser Kirchstraße umgesiedelt hatte, stellte die Produktion von Leder- auf gestrickte Handschuhe um. Diese revolutionäre Innovation rettete sicher den Bestand und verursachte die heutige Blüte des Unternehmens. Es war ja bekannt, dass Lederhandschuhe Feuer nicht aushalten und Feuerwehrleute Verbrennungen erleiden konnten. Der erste gestrickte Schutzhandschuh wurde 1994 bei der Feuerwehr Reutlingen ausprobiert; heute sind ca. 90% aus textilem Material. Seiz bedauert, damals kein Patent dafür beantragt zu haben. Heute ist die Firma weltweit bekannt für ihre Industriehandschuhe und ihre Technical Gloves, die in den zwei Tochtergesellschaften hergestellt und vertrieben werden. 350 verschiedene Handschuhe in allen Größen gehören zum Alltagsgeschäft, insgesamt aber verfügt die Firma über mehr als 1000 Modelle, die z.T. auch Spezialanfertigungen sein können.
Beeindruckt waren die Teilnehmer am Firmenbesuch von der Schilderung des Inhabers, dass die speziellen Materialien für die Industriehandschuhe in Deutschland hergestellt werden, für die Feuerwehrschutzhandschuhe fast alle. Genäht werden diese in verschiedenen Ländern Asiens, aber auch in Ungarn. Der gesamte weltweite Vertrieb erfolgt aber von Glems aus, denn alle Produkte werden zur Qualitätskontrolle dorthin gesandt. Das erfordert natürlich Lagerkapazitäten, die seit wenigen Jahren in Form eines vollautomatischen modernen Hochregallagers für mindestens 3 Millionen Paar Handschuhe vorhanden sind.
Rainer Seiz fühlt sich mit seiner Firma in Metzingen gut aufgehoben. Auch er klagt allerdings über den Mangel an Fachkräften, so würde er NäherInnen für die Muster- und Designarbeiten vor Ort benötigen. Er berichtet von dem Glücksfall, dass er einen syrischen anerkannten Asylanten einstellen konnte, der in seiner Heimat Schneider gewesen war.
Alle FWV-Teilnehmer an der Führung waren sich einig, in der Firma Seiz ein beeindruckendes Beispiel kennengelernt zu haben, wie sich ein kleiner Betrieb mit Heimarbeit aus den 1960er-Jahren durch Umsicht und Innovation zu einer Weltfirma entwickelt hat.